Laden und Fahren mit dem Elektroauto
Inhaltsverzeichnis
1 Umdenken
Eines muss man (Stand 2021) ganz klar sagen:
Das Fahren und "tanken" mit einem E-Fahrzeug erfordert ein Umdenken!
Mein letzter Verbrenner war ein BMW 530 D mit einer Reichweite von bis zu 900 km. Tanken ging an jeder Ecke und ging so nebenbei.
Mit dem E-Auto ist das anders!
2 Reichweite
Die Reichweite unseres Autos beträgt lt. WLTP 460 km
In der Praxis sind das...
- In der Stadt 450 km, weil dort viel rekuperiert wird, also beim Bremsen Strom erzeugt wird.
- Auf der Autobahn max. 350 km, weil das Auto eine "Schrankwand" ist und mit der Geschwindigkeit der Luftwiderstand exponentiell steigt.
Das ist aber nur die Theorie!
2.1 Bevor Sie weiterlesen
- Bei den meisten Autos können Sie sich einfach ins Auto setzen und losfahren. Die modernen Navi's schlagen dann die nächsten Lademöglichkeiten vor, die man einfach ansteuern kann!
- Ich bin aber ein Zahlen- und Planungstyp!
- Ausserdem bin ich Schwabe, achte also auf die Preise beim Laden.
- Ich will vor der Fahrt einen Plan haben.
- Deshalb achte ich auf die unten angegebenen Punkte.
2.2 Überlegungen zum Laden
- Um den Akku zu schonen, sollte man in der Regel bis max. 80 % laden,
- zumindest beim Schnell-Laden mit DC (Gleichstrom, HPC-Lader).
- Bei anstehenden langen Fahrten auch mal auf 95%, mehr aber nicht!
- Bei der Fahrt sollte man den Akku möglichst auf 5 % runterfahren.
- Dazu braucht man aber Nerven und Erfahrung!
- Ich lade meist bei mind. 10 % SOC (State of Charge)
- Wenn man den Akku also von 90 % auf 10 % herunterfährt, hat man max. 80 % Kapazität (90-10) zum fahren.
- Wenn man den Akku von 80 % auf 10 % herunterfährt, hat man max. 70 % Kapazität (80-10) zum fahren.
- 80 % ist das realistische Maximal-Ladeziel, weil die Ladegeschwindigkeit ab 80 % langsam ist.
- Eigentlich geht die Ladeleistung ab schon 70 % bei unserem Fahrzeug drastisch herunter auf ca. 60 kW.
- Wenn man beim Laden Zeit hat, weil man E-Mails checkt, einen Kaffee trinkt, Pinkelpause macht usw. kann man durchaus schnell auf 80 % kommen.
- Wenn nicht, ziehen sich die 20 Minuten durchaus hin.
- Da kann ein andere Strategie sinnvoll sein:
- Akku auf 10 % runterfahren, dabei durchaus schnell fahren.
- Beim Laden auf max. 60 % laden.
- 150 km schnell fahren, schnell laden usw.
- Wenn man den Akku also von 90 % auf 10 % herunterfährt, hat man max. 80 % Kapazität (90-10) zum fahren.
- 80 % sind in unserem Fall (74 kWh) also ca. 60 kWh.
- Bei einem Verbrauch von 20 kWh (max. 120 km/h) sind das also ca. 300 km.
- Bei einem Verbrauch von 24 kWh (max. 150 km/h) sind das also ca. 250 km.
2.3 Im Winter
Im Winter...
- muss man an der Reichweite ca. 20 % abziehen!
- kann man die Standheizung benutzen, um das Fahrzeug vor der Fahrt vorzuwärmen.
- Das kostet aber natürlich Reichweite!
3 Laden
Unser Auto kann max. mit 150 kW laden.
Aber nur, wenn der Akku ziemlich leer ist!
Das ergibt sich aus der sog. Ladekurve:
Die zeigt, dass das Auto nur bis ca. 30 % SOC (State of Charge) mit 150 kW lädt, danach geht es langsamer.
- Von 30% bis 45 % wird mit ca. 120 kW geladen.
- Von 45% bis 50 % wird mit ca. 110 kW geladen.
- Von 50% bis 75 % wird mit ca. 75 kW geladen.
- Von 75% ab wird mit ca. 50 kW geladen.
Je voller der Akku, desto langsamer geht es!
Es macht also normalerweise keinen Sinn, das Auto über 80 % zu laden!
Die bessere Lade-Strategie ist es, den Akku möglichst weit zu entladen und bis max. 60 % zu laden. Damit kommt man ca. 200 km weiter und das Laden ist in ca. 15 Minuten erledigt!
4 Öffentliches Laden
Es gibt verschiedene Ladesäulen:
- Wechselstrom (AC)
- Das sind die "kleinen" Säulen, mit denen man max. 11 kWh (und bei manchen Autos 22 kWh) laden kann.
- Also relativ wenig!
- Hier muss man ein eigenes Kabel (Typ 2) haben! Das wird beim Auto aber fast immer mitgeliefert.
- Gleichstrom (DC)
- Das sind Schnell-Lader ("HPC") mit bis zu 300 kW!
- Die meisten Autos können aber nur bis zu 100-150 kW laden.
- Hier sind die Kabel (CCS') immer fest installiert!
Siehe:
5 Rekuperation
5.1 Was ist Rekuperation
Rekuperation bedeutet, dass beim Bremsen in einem E-Auto der Motor zum Generator (Dynamo) wird und Strom in den Akku lädt.
- Das so, als ob der Benziner beim Bremsen Benzin erzeugen würde!
- Je nach Fahrzeug erzeugt der "Motor" zwischen 50 und 90 kW.
- Wenn man einen Berg hinauf fährt, steigt der Verbrauch je nach Steigung drastisch an, 40 kWh/100 km ist da durchaus drin!
- Aber cool bleiben: Wenn es bergab geht, sinkt der Verbrauch genauso drastisch wieder!
- Ganz nebenbei schont das die mechanischen Bremsen des Fahrzeugs! Die werden nämlich kaum benutzt.
- Das ist der Grund, warum E-Autos ganz wenig Bremsen-Verschleiss haben.
- Ein großer deutscher Autobauer verbaut deshalb bei seinen E-Autos an der Hinterachse Trommelbremsen!
- Die werden zwar (bei Verbrennern) heißer, sind aber robuster als Scheibenbremsen.
Bei den meisten E-Autos kann man einstellen, wie stark die Rekuperation sein soll. Das geht bis zum "One-Pedal-Driving". Dabei reicht es, das Pedal loszulassen und Auto bremst durch Rekuperation, im Idealfall bis zum Stillstand. Somit kann man mit einem Pedal fahren und bremsen und braucht das Bremspedal nicht. Dieser Modus wird als "B-Modus" bezeichnet.
5.2 Segeln
Am effektivsten ist es übrigens, wenn das Auto beim "Gas" wegnehmen segelt, also ohne Energieaufwand rollt.
Vereinfacht kann man sagen:
- In der Stadt ist der B-Modus meisten besser (effektiver) und komfortabler.
- Auf dem Land und der Autobahn ist der Segel-Modus besser.
- Im Stau jedoch ist der B-Modus vorteilhafter.
- (wobei man da sowieso mit dem Fahrassistenten fahren lässt!)
6 Im Stau
Nein, im Stau geht dem E-Auto der Strom nicht so schnell aus!
Die Heizung braucht ca. 0,5 kW pro Stunde, wenn man 20 Grad einstellt und der Innenraum aufgeheizt ist.
- Hat der Akku eine Restkapazität von 10 kWh, kann man 20 Stunden stehen.
- Unser Auto hat eine Kapazität von 74 kWh.
- Pro Stunde verliert man 5,84 km Reichweite im Stau.